Multiperspektivische Vermittlung mit Audioguide und triggering im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Mitten in Berlin – direkt am historischen Anhalter Bahnhof – steht ein ebenso bedeutendes Gebäude: Das sogenannte Deutschlandhaus. Seit dem Sommer 2021 ist hier das neue Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung untergebracht. In einer beeindruckenden Architektur von Marte.Marte Architekten und in einer klugen Szenografie von Atelier Brückner wird sich hier einem komplexen Thema in historischer und aktueller Perspektive genähert. Der Schlüssel zur multiperspektivischen Vermittlung der hoch emotionalen Exponate ist dabei der Audioguide supraGuide TOUCH4 von tonwelt.

 

Der Aufstieg in den ersten Stock des neu gestalteten Museumsbaus erfolgt über eine breite Treppe. Eine offene Atmosphäre empfängt die Besuchenden. Die Wände sind unverputzt, hellgrauer Sichtbeton und reduzierte Farbakzente neutralisieren die mannigfaltigen Eindrücke aus der Berliner Innenstadt. Mitten im Herzen Berlins, direkt am historischen Anhalter Bahnhof unweit des Potsdamer Platzes, steht das sogenannte Deutschlandhaus. Seine Geschichte ist unmittelbar mit dem Thema des Hauses verbunden: Flucht und Vertreibung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude einer Organisation der Heimatvertriebenen als Domizil überlassen. Nach dem Mauerbau, wurde das Gebäude erster Anlaufpunkt von DDR-Flüchtlingen. „Vor allem in Kriegen und bewaffneten Konflikten fliehen Menschen oder werden vertrieben. Unter meist widrigen Umständen müssen sie fern ihrer Heimat ein neues Leben aufbauen. Welche Ursachen zu Flucht und Vertreibung führen und was dieses Schicksal für die Betroffenen bedeutet, ist Thema des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung.“, heißt es in der Selbstdarstellung des Hauses. Dass dieses Thema selbstredend nicht nur historisch zu beleuchten ist, sondern vielmehr weit in unsere Gegenwart und in unseren Alltag hinein strahlt, lässt das Dokumentationszentrum nicht zu einem Geschichtsmuseum werden. Es ist ein Ort der ein Thema multiperspektivisch durch die verschiedenen Zeiten reflektiert.

Szenografie und Audioguide bedingen einander

Die bemerkenswerte Szenografie von Atelier Brückner nimmt den offenen Zugang zum Thema sogleich als gestaltendes Element auf. Viele Vitrinen zeigen Objekte auf Augenhöhe ausgestellt. Der Besuchende kann sich buchstäblich ein Bild des Objektes von allen Seiten machen. Diesen Ansatz verfolgt auch der Audioguide. Er wird direkt am Eingang allen Besuchenden ausgehändigt, denn ohne diesen sind die Geschichten hinter oder zu den Objekten nicht zugänglich. Für einen besonders breiten Zugang gibt es die Führung in 6 Sprachen, zusätzlich in Leichter Sprache und auch in einer audiodeskriptiven Variante. Der Audioguide ist der Schlüssel zur Ausstellung. Er kommentiert nicht in üblicher Weise das Exponat, berichtet über Herkunft, Entstehung und Geschichte des Objektes. Der Audioguide ermöglicht einen multiperspektivischen Zugang zu diesen. Zu vielen Exponaten gibt es daher nicht nur einen Kommentar oder O-Ton, sondern gleich drei. Besonders eindrücklich wird das an einem historischen Dokument: Dem Ausweis für Opfer des Faschismus von Otto Rosenberg. Rosenberg wächst in Berlin auf. Mit neun Jahren wird er mit Hunderten Sinti und Roma in das Zwangslager nach Berlin-Marzahn gebracht. 1943, kurz vor seinem 16. Geburtstag wird er ins KZ Auschwitz deportiert und von dort in mehrere andere Lager verschleppt. Im April 1945 befreien britische Truppen das KZ Bergen-Belsen. Unter den Gefangenen dort ist auch Otto Rosenberg. Das Exponat das im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung ausgestellt ist, ist der Ausweis von Otto Rosenthal, mit dem er als Opfer des Faschismus in der Nachkriegszeit anerkannt wird. Direkt unter der Vitrine befinden sich drei tonwelt triggerPoints. Darauf ist jeweils ein kleines Kopfhörersymbol zu sehen. Jeweils neben dem triggerPoint befindet sich eine kurze Beschreibung dessen, was in dem Audiobeitrag zu hören ist: Zum einen ein Statement von Reinhard Alings – einem der Kuratoren des Dokumentationszentrums, zum anderen ein Kommentar von Peter Widmann, einem Politikwissenschaftler, der das Dokument und seine Bedeutung aus einem ganz anderen Blickwinkel beschreibt und schließlich eine O-Ton-Aufnahme von Petra Rosenberg, der Tochter Otto Rosenbergs. Im Zusammenspiel der Kommentare setzt sich ein aus individuellen Perspektiven zusammengesetztes Deutungsmuster zusammen… das Exponat erschließt sich multiperspektivisch.

tonwelt Audioguide mit triggering im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Der Audioguide als partizipatives Vermittlungsinstrument für Individualbesucher

Der Audioguide im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung ist das zentrale Instrument zur Wissensvermittlung für den Individualbesucher. Neben dem Auslösen von Audiotracks kommt ihm aber auch eine besondere interaktive Rolle zu, denn er ermöglicht es dem Besuchenden, sich partizipativ an der Ausstellung zu beteiligen. So etwa an der Abstimmstation. In einer aufwendigen Installation von Atelier Brückner wird der Audioguide zum Voting-Tool. In fünf transparenten Plexiglas-Röhren stapeln sich kleine schwarze Bälle, darüber ist auf kleinen Tafeln zu lesen, worüber abgestimmt werden soll. Nähert sich der Besuchende dem triggerPoint unter der entsprechenden Röhre, wird ein Mechanismus in der Installation ausgelöst und ein schwarzer Ball – sinnbildlich für die abgegebenen Stimme – fällt in die entsprechende Röhre. An den zahlreichen Medienstationen des Dokumentationszentrums synchronisiert der Audioguide zudem den Videoton in der ausgewählten Nutzersprache oder steuert das Licht für Vitrinen oder Ausstellungsbereiche. Der Audioguide wird somit zum zentralen Vermittlungsinstrument für den individuellen Besuch. Neben der Hard- und Software zeichnet tonwelt auch für die Audioproduktion verantwortlich. Die Besucherführungen in Deutsch und Englisch, sowie die Highlight-Tour in sechs Sprachen inklusive O-Ton-Aufnahmen stammen allesamt aus den Tonstudios von tonwelt.

Kunde
SIGMA GmbH
Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Ort & Jahr
Berlin, D (2021)

Projekttyp
Multimediaguide mit triggering

Kundentyp
Dokumentationszentrum

Leistungen

  • supraGuide TOUCH4
  • Ladestation supraCharger
  • Audioproduktion Highlight-Tour: Deutsch, Englisch, Polnisch, Tschechisch, Arabisch
  • Audioproduktion Besucherführung: Deutsch, Englisch
  • Audioproduktion O-Ton Aufnahmen

  • Systemintegration
  • Mediensteuerung
  • automatische Auslösung
  • Video-Synchronisation

Links

Homepage des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung

tonwelt Audioguide mit triggering im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Besucherinnen mit Audioguide im Eingangsbereich des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung Versöhnung
© tonwelt GmbH Foto: Daniel Franz

townelt Audioguide triggering für Exoinate

Die Inhalte zu den Exponaten lassen sich durch einfaches triggering mit dem Audioguide abrufen.

© tonwelt GmbH Foto: Daniel Franz


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