Neuvorstellung der Welt: Intuitive Videosynchronisation für "No Master Territories" im HKW Berlin


Mit seiner sorgsam konzipierten Ausstellung, hat das HKW ein weiteres Kapitel im größeren Kontext von "Das Neue Alphabet" aufgeschlagen. Erika Balsom und Hila Peleg haben eine Ausstellung – vornehmlich mit Filmen kuratiert – die sich dem Aufeinandertreffen von Feminismus und Bewegtbild widmet. Zahlreiche Arbeiten der getroffenen Auswahl wurden in den letzten Jahrzehnten nur selten einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sind Hybride zwischen Dokumentarfilm, Kunst- und Experimentalfilm sowie Video. Die Ausstellung versammelt über 100 Arbeiten von mehr als 80 Künstlerinnen aus verschiedenen geopolitischen Kontexten weltweit. Der Titel "No Master Territories" ist einer Essaysammlung von Trinh T. Minh-ha entlehnt und bezeichnet eine Gesellschaft, einen Sehnsuchtsort ohne Herr(-)schaft oder Tyrannei jeglicher Ausprägung.

 

Auseinandersetzung mit vergangenen und zeitgenössischen Feminismen

 

Ganz in der Tradition des HKW konzentriert sich auch diese Ausstellung in ihrer Werkauswahl bewusst nicht auf die USA und Westeuropa. Vertreten sind zwar auch Arbeiten von Maria Lassnig, Tabea Blumenschein oder Chantal Akerman, aber viele der vertretenen Filmemacherinnen und Künstlerinnen sind nur einem kleinen Fachpublikum vertraut und der erste Kontakt mit ihren Arbeiten für die meisten der Besuchenden somit ein großer potenzieller neuer Erfahrungsraum. Da die Urheberinnen oftmals mit ihrer Identität oder auch der ihres unmittelbaren Umfelds und ihrem eigenen Körper arbeiten, ist der Eindruck des Kennenlernens neuer Lebenswirklichkeiten und Perspektiven ausgeprägt.


Ein Werkbeispiel: Gezeigt wird in der Ausstellung der vielfach prämierte Film "My Survival as an Aboriginal" von 1979 (16 mm, 51 Min.). In dem Film beschäftigt sich die australische Filmemacherin Essie Coffey mit ihrer eigenen Biografie und der Lebenswirklichkeit von Aborigines, mit deren Marginalisierung in der australischen Gesellschaft der 1970er Jahre, aber auch mit von ihr aufgezeigten Möglichkeiten des Self-Empowerment. Essie Coffey, die 1998 verstarb, war eine bekannte politische Aktivistin und Mitgründerin des Western Aboriginal Legal Services – eine Organisation, deren AktivistInnen sich für die juristische Unterstützung von Aborigines einsetzten und sie vor Gericht vertraten. Eine Kopie des Films, der in der Ausstellung zu sehen ist, übergab Coffey 1988 Queen Elisabeth II bei der Eröffnung des Parliament House in Canberra. Der Film gilt als erster Dokumentarfilm, bei dem eine Aborigine Regie führte.

Intimes und autonom steuerbares Erlebnis der auditiven Komponente von Filmen und Videos


In enger Zusammenarbeit mit dem HKW und dem AV-Integrator Eidotech war es das Ziel von tonwelt, die Video-Arbeiten für die Ausstellungsbesuchenden intuitiv und autonom zugänglich zu machen. Unsere triggerPoints sind in der Ausstellung gut sichtbar und mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet, an den Videoarbeiten mit einer Tonspur verfügbar sind. Am Eingang erhält jeder der Besuchenden einen Audioguide supraGuide ECO, ausgestattet mit einem Kopfhörer. Richtet der Besuchende das Gerät auf einen der über 40 triggerPoints, die in der Ausstellung verbaut sind, holt er/sie sich das entsprechende Audiosignal zu der Videoarbeit ab. Das Audio der Arbeit wird so lange auf den Kopfhörern der Besuchenden abgespielt, bis diese/r sich an einer anderen Station, einem anderen Point of Interest das nächste Signal abholt. Die Tastatur des Geräts wird lediglich benötigt, um die Lautstärke zu regeln oder ein Audio vorzeitig zu stoppen. Nichts stört die Interaktion des Besuchenden mit der angesteuerten Arbeit. Die Ausstellungstechnik tritt in den Hintergrund und ermöglicht die konzentrierte und ungestörte Auseinandersetzung.

Best Practice Video-/Audiosync: Ausstellung von Video-Arbeiten und Filmen auf stark begrenztem Raum

Das lippensynchrone Triggering von tonwelt ist weltweit im Einsatz und vor allem für seinen hohen Funktionsumfang sowie intuitives Handling geschätzt. Besonders gefragt ist es im Rahmen zeitgenössischer Videokunst-Ausstellungen und Biennalen, aber auch in kulturhistorischen Museen und Dauerausstellungen kommt es häufig zum Einsatz, wenn z. B. dokumentarisches Filmmaterial Teil der Ausstellung ist. Durch die Synchronisation der Tonspur auf die Audio- oder Multimediaguides wird ermöglicht, dass viele Besuchende auf einer begrenzten Fläche unmittelbar nebeneinander und störungsfrei die unterschiedlichen Vermittlungsinhalte rezipieren können. Zwar bietet tonwelt auch native Applikationen und Progressive Web Apps (PWA), aber gerade wenn es um automatisches Auslösen oder die Synchronisation von Bild und Ton geht, stoßen Lösungen für Bring-Your-Own-Device technisch bedingt schnell an ihre Grenzen. So lassen sich beispielsweise Bluetooth-Beacons für eine großflächige und gerichtete Auslösung verwenden; für eine fokussierte Auslösung unmittelbar am Point of Interest sind sie allerdings ungeeignet. tonwelt verfolgt hier seit Jahren ein eigenes technisches Konzept, das den professionellen Standards von Museen und Kultureinrichtungen Rechnung trägt und patentrechtlich geschützt ist. Das System ist über das gesamte Geräteportfolio von tonwelt hinweg einsetzbar; also vom klassischen Audioguide supraGuide ECO, über die barrierefreien Audioguides supraGuide MULTI und TOUCH, sowie die Multimediaguides supraGuide TOUCH4 und supraGuide DIVA. Spezialgeräte, die reibungslos mit den übrigen Bestandteilen der Ausstellungs- und Medientechnik kommunizieren, sind für den Ausstellungsbesuch State of the Art und unterstützen die besucherorientierte Vermittlungsarbeit überall dort, wo Filmmaterial und Video-Arbeiten Teil eines medienbruchfreien Besuchererlebnisses sein sollen.

 



Kunde
Haus der Kulturen der Welt (HKW)

Ort & Jahr
Berlin (D), 2022

Projekttyp
Audioguide, AV-Integration, Automatische Auslösung

Kundentyp
Ausstellungs-, Konferenz- und Veranstaltungsort, Baudenkmal, Sehenswürdigkeit

Leistungen

Links

Homepage der Ausstellung


Neuer Audioguide am HKW Berlin

Audioguide in der Ausstellung
"No Master Territories" am HKW Berlin
© Daniel Franz

Neuer Audioguide am HKW Berlin

Videosynchronisation mit automatischer Auslösung
am HKW Berlin
© Daniel Franz


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